Einer wie Bruno

Der Film beginnt u. a. mit dem Einblenden des Hinweises zur Förderung durch das Land Baden-Württemberg. Zwangsläufig beginnt das Sneak-Publikum etwas zu murren, wohl auch wegen der seriösen Aufmachung der einleitenden Passagen. „Das kann ja nur langweilig werden.“, wird der eine oder andere sicherlich gedacht haben. Und so viel sei vorweg genommen: Den durchschnittlichen Geschmack mag er nicht unbedingt treffen.

Radost lebt bei ihrem Vater Bruno Markowitsch, einem geistig Behinderten, der diesbezüglich auf dem Stand eines Zehnjährigen ist. Einfühlsam erzählt der Film die Geschichte eines Mädchens, das sich zunächst aufopferungsvoll um den Vater kümmert, mit den aufkeimenden eigenen Interessen im Zuge der Pubertät aber anhaltend Konflikten ausgesetzt ist. Die Thematik scheint mäßig interessant; statt Unterhaltung bietet der Film eher Stoff zum Nachdenken.

Was ihn jedoch sehenswert macht, sind die eindrucksvollen, starken Bilder von Bruno, der als Behinderter mit ganzer Kraft versucht, ein „normales“ Leben zu führen und immer wieder mit für ihn unbegreiflichen Widerständen konfrontiert wird. Der Kampf um und mit der eigenen Tochter sowie die Auseinandersetzung mit den Arbeitskollegen werden für den Zuschauer dergestalt zugespitzt, dass die Situationen die Grenze des Unerträglichen erreichen. Obschon oftmals geäußert wird, Behinderte wollten wie „normale“ Menschen behandelt werden, kann die Hilflosigkeit Brunos im Zuschauer schlichtweg nur Mitleid hervorrufen. Zwangsläufig versetzt man sich in dessen Lage und kann nachempfinden, wie er sich fühlen muss. Und genau so schafft es der Film, der Behinderung das „Besondere“ zu nehmen, denn er erzeugt drastisch und unverblümt Emotionen, die jeden erreichen können. Dabei wird Schwarz-Weiß-Malerei vermieden und sehr wohl auch auf die Schwächen der Nichtbehinderten eingegangen.

Untermauert wird dies durch die hervorragende Darstellung Christian Ulmens. Einige Zuschauer dachten gar, er wäre im wahren Leben tatsächlich behindert.

 

Fazit:

Nicht jedermanns Sache; wer einen ruhigen, nachdenklichen Film mit einer durchaus menschlichen Botschaft sehen möchte, ist hiermit gut bedient.

 

Filmstart ist am 12. April 2012.

Story Action Spannung Charaktere Anspruch Note
++ ++ +++ ++ 2,3