Melancholia

Der Film beginnt apokalyptisch. Unter den Klängen der Prelude aus Wagners „Tristian und Isolde“, die sich gekonnt wie ein roter Faden durch den gesamten Film ziehen, sieht man, wie sich der Planet Melancholia im Weltall langsam auf die Erde zubewegt und letztlich mit ihr kollidiert. Parallel dazu werden abschnittartig die Hauptdarsteller in diesem surrealen Endzeitszenario gezeigt. Fast scheint es, das Ende sei damit vorweggenommen. Obschon bereits diese ersten Bilder eine gewisse Faszination auslösen, werden die Erwartungen hierdurch etwas gedämpft; die Aufmerksamkeit richtet sich nun auf das Geschehen vor der Zerstörung der Erde. Im Film wird dies durch einen Sprung der Handlung um einige Zeit in die Vergangenheit erreicht.

 

Wie für die Filme Lars von Triers üblich, so ist auch dieser in Kapitel eingeteilt. Das erste Kapitel beleuchtet die Entwicklung von Justine, die im großzügigen Anwesen ihres Schwagers ihren Mann Michael heiratet. Justine ist depressiv, sie kann selbst am Tage ihrer Hochzeit kein richtiges Glück empfinden. Ihre Unausgewogenheit und Verzweifelung enden für sie in der persönlichen Katastrophe.

Das zweite Kapitel nimmt ihre Schwester Claire ins Visier, die zunächst als die gefestigtere der beiden erscheint. Doch je näher sich Melancholia der Erde nähert, desto ängstlicher wird Claire. Sie hat Panik vor dem bevorstehenden Ende der Welt. Ihre Schwester Justine hingegen erholt sich unter dem Eindruck der Ereignisse wieder und fast scheint es, sie erlebe wegen des nahenden Untergangs eine neue Blüte.

Am Ende steht schließlich die totale Zerstörung der Erde.

 

Man hat fast den Eindruck, als wolle von Trier – selbst depressiv – allen Verzweifelten mit diesem Film Trost spenden. „Ihr, die ihr nichts mehr zu verlieren habt, werdet am Ende erlöst werden!“, könnte seine Botschaft lauten. Für jene, die im Grunde fest im Leben stehen, hat er hingegen eher Spott übrig. Nicht Claire ist es, die am Ende standhaft und aufrecht dem Tode ins Auge blickt. Justine, überzeugt vom Schlechten im Menschen, begreift Melancholia als Chance für die Welt, alles Negative zu überwinden.

Von Trier gelingt eine überwältigende Darstellung des Weltuntergangs. Vermag man es, sich auch nur für die Länge des Films in die verzweifelte Grundstimmung hineinzuversetzen, wird man von den Ereignissen schlichtweg gefesselt. Gerade das menschliche Verhalten ist in diesem Film das Interessante. Und das propagierte negative Bild scheint immer wieder durch (so z. B. als sich Justines Schwager wegen der herannahenden Katastrophe das Leben nimmt). Am Ende kann jeder selbst entscheiden, ob er an den Sinn und das „Gute“ des Lebens glauben mag oder nicht. Doch die Frage wird vom Film gekonnt aufgeworfen.

 

Der Film ist nichts für Liebhaber von Komödien oder „leichter Kost“. Ich empfehle den Kinobesuch in möglichst geringer Zahl und der nötigen inneren Ruhe.

Story Action Spannung Charaktere Anspruch Note
+++ ++ +++ +++ 1,7