Staubsaugerrobotertest – mein neuer Mitbewohner

Liebe Leser,

heute widme ich mich meinem großen Staubsaugerrobotertest. Ich ließ den Vorwerk Kobold VR200 gegen den iRobot Roomba 865 antreten. Natürlich kann ein Saugroboter nicht alles und ersetzt keine Putzfrau. Dafür sind jetzt aber die Böden meiner Wohnung staubfrei, weil regelmäßig gesaugt wird. Über Vor- und Nachteile, Pflichten eines Roboterbesitzers, Schwachstellen, Engstellen und Saugalgorihmen zur Raumabtastung soll es nun hier gehen.

Die Saugroboter im Test

Ich muss dazu sagen, dass ich mich zunächst für den iRobot entschieden hatte, aber dann nochmal etwas anderes sehen wollte. Dieser Reihenfolge und Logik folgt auch dieser Beitrag.

Ausstattung: Das erste Auspacken

Roomba 865

Der iRobot Roomba kommt in einem handlichen Karton ohne viel Schnicksack: Bedienungsanleitung, Ladestation, Netzkabel und Roboter liegen in der Packung. Nach dem Auspacken zieht man unten die Akkusicherung heraus, baut die Ladestation auf und kann direkt loslegen. Nach dem ersten Druck auf den mittleren Taster ertönt ein Willkommenston und es lassen sich die Putzzeiten direkt programmieren. Es lässt sich eine Reinigungszeit pro Tag individuell festlegen.

Kleine Kritik: Der Roomba lässt sich nicht auf 24-Zeitformat umstellen, sodass man sich als Anwender immer mit AM/PM herumschlagen muss. Wehe der Roboter reißt einen um 12 Uhr nachts aus dem Schlaf!

Kobold VR200

Der Vorwerk Kobold kommt mit etwas mehr Material im Lieferumfang: Natürlich gehört hier die Ladestation sowie das obligatorische Netzkabel und der Sauroboter zum Lieferumfang. Mit dabei und noch nicht montiert ist ein Staubsaugerfilter und die Seitbürste, die man magnetisch einfach an den Sauger anklippen kann, sowie eine Fernbedienung und ein Abgrenzstreifen (4m) mit dem man gewisse Bereiche der Wohnung vom Roboter fernhalten kann.

Kobold VR200 von unten

Der Kobold benötigt, nachdem man ihn aus der Packung genommen hat, erst einmal circa 1h Ladezeit bevor er loslegen kann. Währenddessen kann man sich damit beschäftigen, ihn ins heimische WLAN einzubinden (zur Steuerung per App). Hierzu versetzt man ihn über das übersichtliche Menü auf seinem 4-Zeilen-Farbdisplay in den Hotspot-Modus und sucht ihn via Vorwerk-Kobold App (für Android und iOS). Zur Einrichtung ist ein Vorwerk-Konto und damit eine vorherige Registrierung mit E-Mailadresse über die App zwingend erforderlich. Anschließend verbindet sich das Smartphone via WLAN mit dem Roboter (Roboter macht hierzu temporär ein eigenes WLAN auf) und man kann ihm über die App den WLAN-Namen und das Passwort beibringen.

Insgesamt ist der Kobold, was Zubehör angeht, etwas besser ausgestattet als der Roomba.

Saugfahrt

Ein Tipp auf den runden großen Button des Roomba 865 lässt ihn von der Ladestation abdocken und die Reinigung beginnen. Nach einem kurzen, aber angenehmen Signalton aus den Lautsprechern, machen sich die Sauggeräusche bemerkbar und der Roomba beginnt seine Fahrt – gegen das erste Tischbein! Ja, es ist so: Der Roomba tastet den Raum ab, indem er gegen alle möglichen Gegenstände fährt – und dies mehrmals, teilweise sogar mit Vollgas (warum?). Subjektiv scheint er Tische und Stuhlbeine zu lieben, denn er fuhr während seiner ersten Reinigung immer wieder zum Tisch zurück und verbrachte dort eine Ewigkeit bis er seine Aufmerksamkeit dann wieder auf den Rest des Raumes lenkte. Der Roboter arbeitete nach dem Chaos-Prinzip. Mal reinigte er hier, mal dort, dann wieder hier, was einen Reinigungsprozess zwar gründlich aber dafür sehr lange dauern lässt. Ob er dann am Ende in allen Ecken (in die er durch seine Tellerform eh schlecht kommt) war, muss man getrost dem Zufall überlassen – zumindest meiner Meinung nach. Mit Schwingstühlen und Unterschränken vor denen ein Teppich liegt kam er im Test gar nicht zurecht. Er fuhr sich mehrfach komplett fest und schaltete ab.

Drückt man auf die Taste Dock, so sucht er im gesamten Raum nach seiner Dockingstation, auch wenn sie sich genau neben ihm befindet.Im Allgemeinen findet er seine Dockingstation nur, wenn man ihn auch aus dieser herausfahren lässt.

Man sollte den Staubsauger also permanent beaufsichtigen – zumindest bis man die kritischen Stellen ausgemacht hat.

Der Roomba in freier Wildbahn

Kurzkritik: Aufgrund der Tatsache, dass der Roomba dauernd gegen Gegenstände fährt, die vom vorneliegenden Bumper gut abgefedert werden, leiden die Gegenstände im Raum ein wenig – genauso wie der Roboter selbst. Im Test zog er sich erstmal schöne Kratzer im Bumper zu.


Den Kobold VR200 kann man entweder via App oder Fernbedienung oder auch am Gerät selbst sagen, dass er losfahren soll. Er fährt aus seiner Ladestation und dreht sich zweimal um die eigene Achse, um sich im Raum zu orientieren. In dem Teller auf dem Saugroboter stecken Lichtsensoren, die den Raum und die Umgebung des Kobold abtasten. Vorne stecken noch zusätzlich Infrarot-Taster, damit auch Glastüren u. ä. erkannt werden. Im Vergleich kann sich das durchaus sehen lassen: Der Kobold fährt fast gegen keinerlei Gegenstände, sondern fährt sauber um sie herum.

Er teilt, wie man mir im Ladengeschäft verriet, den Raum in mehrere Rechtecke ein, die er nacheinander abfährt. Zunächst fährt er erstmal den Rand des Rechtecks ab und anschließend dann in Auf und Abwärtsbewegungen die inneren Punkte an – insgesamt also sehr systematisch.

Mit meinen Schränken hat er ebenfalls leichte Probleme. Das erste Mal fand er einen Weg hinaus, das zweite Mal nicht mehr, weil ihn der Teppich der davor lag störte (Roboter zu hoch). Auf die Idee, dass er unter den Schränken rückwärts durchaus herauskäme kommt er nicht.

Es überzeugt aber das systematische, schnelle Arbeiten. Mit Schwingstühlen, Wäscheständern und kleineren Schwellen hat der Vorwerk aufgrund seiner Kletterhilfe kein Problem.

Der Vorwerk Kobold VR200

Spot-Reinigung

Beide Roboter verfügen über eine Spot-Reinigung. Hierzu nimmt man sie aus der jeweiligen Ladestation und trägt sie an die Stelle, die man gerne gesaugt haben möchte. Die Roboter machen dann in einem gewissen Umkreis sauber und fahren danach an den Ursprungspunkt, an dem man sie eingesetzt hat, zurück.

Der Roomba fährt ab dem Startpunkt immer weiter im Kreis, wobei er den Radius immer weider vergrößert. Das ist praktisch, wenn man ihn direkt neben den Dreck setzt, ist aber unpraktisch, wenn man beispielsweise in Ecken gesaugt haben möchte.

Der Kobold misst genau ein Rechteck 1,5×1,2 für seine Reinigung aus und fährt es akribisch ab und dabei, durch seine passende D-Form auch in die Ecken.

Komfortfunktion App

Leider liefert nur der Vorwerk Kobold VR200 eine App mit, auf der sich alles konfigurieren lässt. Ich hätte gerne mit einer App von iRobot verglichen.

Die App ist ein echtes Luxusgut: Aus der App lassen sich alle Funktionen des Kobolds starten. Hat man also die Fernbedienung mal nicht zur Hand ist das eine gute Alternative. Noch wünschenswert wären die Statusmeldungen, die der Kobold auf dem Display anzeigt, in die App zu bringen. Das ist nur teilweise umgesetzt. So löst die App eine Benachrichtigung unter Android aus, wenn

  • der Roboter eine geplante Reinigung startet
  • ein Hindernis im Weg steht und die Reinigung stoppt
  • der Roboter erfolgreich seine Reinigung beendet hat

Die Benachrichtigungen werden auch ausgelöst, wenn man gerade nicht Zuhause ist. Das ist richtig praktisch, wenn man mal vergessen hat aufzuräumen und man aus der Ferne die Reinigung abbrechen will. Genauso lässt sich die Reinigung auch bequem von unterwegs starten.

Über die App lassen sich auch ganz bequem die Zeiten planen, in denen der Kobold seine Reinigung automatisch starten soll.

Besonderes Spielzeug ist die manuelle Steuerung des Vorwerk über die Pfeiltasten. So lässt sich der Roboter wie ein Modellauto in der Wohung bewegen.

Dreck weg

Die Saugleistung der beiden ist – in dem Rahmen, in dem ich es beurteilen kann – auf Augenhöhe.

Praktisch: Beim Vorwerk lässt sich durch eine kleine Öffnung der Plastikbeutel aussaugen ohne dass man den Kobold auseinander nimmt.

Beim Roomba zieht man den Auffangbehälter wie einen Schlitten aus dem Roboter und kann ihn im Mülleimer entleeren.

Öffnung des VR200

Der VR200 lässt sich aussaugen

Der Schmutzbehälter des Roomba nach zwei Saugvorgängen

Der Saugbehäter des Kobold VR200

Der Schmutzbehälter des Roomba

Auseinanderbauen und Filter tauschen/säubern ist bei beiden Geräten kein Problem. Es wird übrigens geraten, dies nach jedem Reinigungsprogramm (alle Räume) zu tun.

Abschließendes Fazit

Ob ein Saugroboter in eurer Wohnung/Umgebung in Frage kommt, könnt ihr wirklich nur selbst testen. Stört euch das Chaos-Prinzip und das ständige gegen Dinge fahren des Roomba kommt ihr am Kobold (oder Neato) nicht vorbei. Dieser hatt allerdings seinen Preis.

Was die Saugleistung angeht kann ich die beiden auf Augenhöhe beschreiben. Hier habe ich keine sonderlichen Belastungstests gemacht. Mit Treppen sollten beide keinerlei Probleme haben (in der Erkennung). Man sollte sich beim Saugroboter im Allgemeinen nicht mit etwas Drittklassigem zufrieden geben, das bereut man irgendwann.

Nochmal im Überblick

[table]

iRobot Roomba 865, Vorwerk Kobold VR200

chaotisches Arbeiten (-), systematisches Abfahren (+)

fährt gegen Gegenstände (-), gute Sensorik (+)

keine App (0), App-Unterstützung (+)

Preis (+) (449), hoher Preis (-) (749)

Virtual Wall kostenpflichtig (-), Virtuelle Wand im Lieferumfang (+)

Saugleistung (+), Saugleistung (+)

Festfahren unter Möbeln möglich, Festfahren unter Möbeln möglich

[/table]

Der Gewinner: Kobold VR 200, trotz sehr hohem Preis