Unrealistisch? Der Mann der über Autos sprang

In einer Gemeinschaftsproduktion von ARTE und dem Südwestfernsehen wird eine ganz besondere, aber seltsame Geschichte erzählt:

Wir befinden uns in Berlin Mitte, vor der Psychatrischen Anstalt, sehen einen Rucksack über einen hohen Zaun fliegen. Kurz darauf erklimmt ein Mann im Anzug den Zaun, springt herunter zu seinem Rucksack, schnappt diesen und macht sich auf den Weg… Die Ärztin Juliane, genannt Ju, fährt gemeinsam mit ihrem Freund durch die Straßen der Berliner Innenstadt, plötzlich springt ihr ein Mann vors Auto, es ist Julian, der Mann im Anzug. Er scheint unverletzt und es eilig zu haben. Untersuchen lassen oder ins nahe gelegene Krankenhaus bringen lassen, will er sich nicht, denn “er muss weiter”.

Er muss zu Fuß nach Tuttlingen, nicht per Anhalter. Er will sich nicht davon abbringen oder ablenken lassen, den langen Weg zu Fuß zurückzulegen. Er müsse dem Vater eines Freundes nach einem Herzinfarkt beistehen und das tue er alleine dadurch, dass er diesen Weg zu Fuß zurücklege.

Auf seiner kilometerlangen Reise trifft er so allerhand Menschen. Dass er hingegen Ju insgesamt zweimal wieder trifft, die sich eine kurze Auszeit von ihrer Arztkarriere auf der Krebststation in Berlin genehmigte, um mit ihrem Freund in ein Ferienhaus zu fahren, sieht er dabei keinesfalls als Zufall.

Bei jedem Treffen bemerkt sie, wie unglücklich sie mit ihrer aktuellen Lebenssituation ist und beneidet den jungen Wanderer, wie er einfach so ohne etwas zurückzulassen mit einem festen Ziel vor Augen loswandern kann – fernab von allen Sorgen. Mit dem Wunsch nach einem neuen Leben schließt sie sich dem Jungen an, sie läuft einfach so mit, lässt alles zurück. Ebenso geht es einer anderen Frau, die kurzerhand ihre Familie zurücklässt, um eben demselben zu folgen.

Zeitgleich fahndet ein Kommisar aus Berlin in seinem alten Mercedes nach dem Jungen. Er muss ihn unbedingt finden, fährt Tag und Nacht die Straßen ab, um ihn zu finden.

Was das ganze mit über Autos springen zu tun hat und wie die Geschichte ausgeht, das müsst ihr selbst herausfinden…

Der Film beeindruckt durch großangelegte ruhige kurze Filmausschnitte, die die Natur zeigen. Er verzichtet komplett auf Spezialeffekte oder Action-Szenen und verfolgt einen klar erkennbaren roten Faden: Julian auf seiner Reise zu verfolgen. Die Charaktere sind gut herausgearbeitet, es wird auf unnötige Nebenplots gänzlich verzichtet. Schlussendlich verfolgt der Film eine einfache klare Linie, was ihn an manchen Stellen etwas langwierig macht.

Die Story des Films ist ebenfalls sehr einfach gestrickt. Ein Patient aus Psychatrie macht sich auf den Weg nach Tuttlingen, um einem nahestehenden Menschen nach einem Herzinfarkt beizustehen. Einzig die Hauptgeschichte – das mit dem über Autos springen, um das es eigentlich gehen sollte – wirkt etwas deplatziert. Unglaubwürdig macht das Ganze auch, dass Julian es letztendlich tatsächlich schafft, aus dem Stand über ein Auto mit 100km/h zu springen.

Fazit: Insgesamt ein gelungener Film für das anspruchsvolle Publikum, das gerne über Filme nachdenkt, sie reflektiert und deutet. Man fühlt sich im Film sehr mit dem Film verbunden, es kommt einem so vor, als würde man teils selbst mitlaufen. An manchen Stellen jedoch hat man als Zuschauer kurze Durchhänger, weil man das Gefühl nicht loswird, dass es nicht recht voran geht und dass es nicht wirklich zum Ende kommt. Teils wird man aus seinen (nicht nur) abschweifenden Gedanken durch gezielte humorvolle Aspekte des jungen Reisenden herausgerissen und in den Film wieder miteingbunden.

Insgesamt ist er aber etwas trist und teils zu geradlinig (langweilig)

Gesamtwertung
Story Action Spannung Charaktere Anspruch Note
+~ 0 + +++ ++ 2-3 geschmacksache