Schlagwort: Drama

  • Einer wie Bruno

    Der Film beginnt u. a. mit dem Einblenden des Hinweises zur Förderung durch das Land Baden-Württemberg. Zwangsläufig beginnt das Sneak-Publikum etwas zu murren, wohl auch wegen der seriösen Aufmachung der einleitenden Passagen. „Das kann ja nur langweilig werden.“, wird der eine oder andere sicherlich gedacht haben. Und so viel sei vorweg genommen: Den durchschnittlichen Geschmack mag er nicht unbedingt treffen.

    Radost lebt bei ihrem Vater Bruno Markowitsch, einem geistig Behinderten, der diesbezüglich auf dem Stand eines Zehnjährigen ist. Einfühlsam erzählt der Film die Geschichte eines Mädchens, das sich zunächst aufopferungsvoll um den Vater kümmert, mit den aufkeimenden eigenen Interessen im Zuge der Pubertät aber anhaltend Konflikten ausgesetzt ist. Die Thematik scheint mäßig interessant; statt Unterhaltung bietet der Film eher Stoff zum Nachdenken.

    Was ihn jedoch sehenswert macht, sind die eindrucksvollen, starken Bilder von Bruno, der als Behinderter mit ganzer Kraft versucht, ein „normales“ Leben zu führen und immer wieder mit für ihn unbegreiflichen Widerständen konfrontiert wird. Der Kampf um und mit der eigenen Tochter sowie die Auseinandersetzung mit den Arbeitskollegen werden für den Zuschauer dergestalt zugespitzt, dass die Situationen die Grenze des Unerträglichen erreichen. Obschon oftmals geäußert wird, Behinderte wollten wie „normale“ Menschen behandelt werden, kann die Hilflosigkeit Brunos im Zuschauer schlichtweg nur Mitleid hervorrufen. Zwangsläufig versetzt man sich in dessen Lage und kann nachempfinden, wie er sich fühlen muss. Und genau so schafft es der Film, der Behinderung das „Besondere“ zu nehmen, denn er erzeugt drastisch und unverblümt Emotionen, die jeden erreichen können. Dabei wird Schwarz-Weiß-Malerei vermieden und sehr wohl auch auf die Schwächen der Nichtbehinderten eingegangen.

    Untermauert wird dies durch die hervorragende Darstellung Christian Ulmens. Einige Zuschauer dachten gar, er wäre im wahren Leben tatsächlich behindert.

     

    Fazit:

    Nicht jedermanns Sache; wer einen ruhigen, nachdenklichen Film mit einer durchaus menschlichen Botschaft sehen möchte, ist hiermit gut bedient.

     

    Filmstart ist am 12. April 2012.

    Story Action Spannung Charaktere Anspruch Note
    ++ ++ +++ ++ 2,3
  • Melancholia

    Der Film beginnt apokalyptisch. Unter den Klängen der Prelude aus Wagners „Tristian und Isolde“, die sich gekonnt wie ein roter Faden durch den gesamten Film ziehen, sieht man, wie sich der Planet Melancholia im Weltall langsam auf die Erde zubewegt und letztlich mit ihr kollidiert. Parallel dazu werden abschnittartig die Hauptdarsteller in diesem surrealen Endzeitszenario gezeigt. Fast scheint es, das Ende sei damit vorweggenommen. Obschon bereits diese ersten Bilder eine gewisse Faszination auslösen, werden die Erwartungen hierdurch etwas gedämpft; die Aufmerksamkeit richtet sich nun auf das Geschehen vor der Zerstörung der Erde. Im Film wird dies durch einen Sprung der Handlung um einige Zeit in die Vergangenheit erreicht.

     

    Wie für die Filme Lars von Triers üblich, so ist auch dieser in Kapitel eingeteilt. Das erste Kapitel beleuchtet die Entwicklung von Justine, die im großzügigen Anwesen ihres Schwagers ihren Mann Michael heiratet. Justine ist depressiv, sie kann selbst am Tage ihrer Hochzeit kein richtiges Glück empfinden. Ihre Unausgewogenheit und Verzweifelung enden für sie in der persönlichen Katastrophe.

    Das zweite Kapitel nimmt ihre Schwester Claire ins Visier, die zunächst als die gefestigtere der beiden erscheint. Doch je näher sich Melancholia der Erde nähert, desto ängstlicher wird Claire. Sie hat Panik vor dem bevorstehenden Ende der Welt. Ihre Schwester Justine hingegen erholt sich unter dem Eindruck der Ereignisse wieder und fast scheint es, sie erlebe wegen des nahenden Untergangs eine neue Blüte.

    Am Ende steht schließlich die totale Zerstörung der Erde.

     

    Man hat fast den Eindruck, als wolle von Trier – selbst depressiv – allen Verzweifelten mit diesem Film Trost spenden. „Ihr, die ihr nichts mehr zu verlieren habt, werdet am Ende erlöst werden!“, könnte seine Botschaft lauten. Für jene, die im Grunde fest im Leben stehen, hat er hingegen eher Spott übrig. Nicht Claire ist es, die am Ende standhaft und aufrecht dem Tode ins Auge blickt. Justine, überzeugt vom Schlechten im Menschen, begreift Melancholia als Chance für die Welt, alles Negative zu überwinden.

    Von Trier gelingt eine überwältigende Darstellung des Weltuntergangs. Vermag man es, sich auch nur für die Länge des Films in die verzweifelte Grundstimmung hineinzuversetzen, wird man von den Ereignissen schlichtweg gefesselt. Gerade das menschliche Verhalten ist in diesem Film das Interessante. Und das propagierte negative Bild scheint immer wieder durch (so z. B. als sich Justines Schwager wegen der herannahenden Katastrophe das Leben nimmt). Am Ende kann jeder selbst entscheiden, ob er an den Sinn und das „Gute“ des Lebens glauben mag oder nicht. Doch die Frage wird vom Film gekonnt aufgeworfen.

     

    Der Film ist nichts für Liebhaber von Komödien oder „leichter Kost“. Ich empfehle den Kinobesuch in möglichst geringer Zahl und der nötigen inneren Ruhe.

    Story Action Spannung Charaktere Anspruch Note
    +++ ++ +++ +++ 1,7
  • Rasante Fahrt: Drive

    Der Fahrer (Ryan Gosling), dessen Name nicht erwähnt wird, fährt alleine durch die Nacht. Man erkennt direkt, dass er sehr gut mit einem Auto umgehen kann. Er verdient sein Geld in einer Werkstatt, und als Stuntfahrer bei verschiedenen Filmen. Manchmal auch als Fahrer eines Fluchtwagens für verschiedene Auftraggeber. dabei befolgt er strenge Regeln, wie z.B. dass seine Auftragsgeber nur 5min haben um ihren „Job“ zu erledigen. dabei bleibt er immer anonym.

    Dies geht alles ziemlich gut, bis er seiner hübschen Nachbarin Irene (Carey Mulligan) näherkommt. Ihr Ehemann ist gerade im Gefängnis, wird aber dann entlassen. Er hat aber noch Schulden bei der Mafia, in die auch der Chef des Fahres in der Werkstatt verwickelt ist. Der Fahrer versucht ihm wegen Irene zu helfen und gelangt so auch in die Spirale der Verwicklungen…

    Die pinke verschnörkelte Schrift im Intro lässt auf einen ganz andere art von Film schließen, doch der Zuschauer wird immer wieder überrascht. Am Anfang ähnelt der Film noch stark an The Transporter, doch schnell merkt man, dass hier nicht nur Action im Vordergrund steht. Die Handlung ist Anfangs nicht ganz klar, klärt sich dann aber schnell auf und bleibt linear. Die Charaktere sind sehr realistisch, werden sehr gut Dargestellt und mit gelungenen Dialogen verknüpft.

    Besonders hervorzuheben ist auch die Kameraführung, die mit passender Musik für eine ganz spezielle Atmosphäre sorgt. Die teilweise recht blutigen Szenen fügen sich nicht nahtlos aneinander was zu einem leicht Episodenartigen Stil führt.
    Fazit: Ein sehr gelungener Film, der fast den Hang zum Kultstatus hat.

    Gesamtwertung
    Story Action Spannung Charaktere Anspruch Note
    +++ ++ +++ +++ ++ 1,4
  • Gwyneth Paltrow singt: Country Strong

    Gwynetzh Paltrow verkörpert in Country Strong den Country-Song Star Kelly Canter, die es in ihrem Leben nicht leicht hat. Nachdem sie in einem Liveauftritt mit 2,0 Promille im Blut von der Bühne fällt und dabei ihr Kind verliert, lässt sie sich in eine Alkoholentzugsklinik einweisen. Während ihre Crew schon Comeback-Pläne schmieden lernt sie in der Klink den Pfleger Beau Hutton (Garret Hedlund) kennen, der sich auch als Country-Sänger entpuppt. Sie beschließt kurzerhand bei Ihrer Abreise nach dem Entzug, ihn als Opener auftreten zu lassen. Zwischenzeitlich hat ihr Manager draußen noch jemanden als Opener gefunden, Chiles Stanton (Leighton Meester). Schließlich sollen dann beide die Show eröffnen, was zu großen Spannungen zwischen den beiden führt. Ein Konkurrenzkampf entsteht.

    Doch bald merkt man, um was es wirklich geht. Kelly Canter ist gleichermaßen beliebt und unbeliebt bei Ihren Fans. Als sie Fangeschenk bekommt, das sie sehr trifft und an ihre Vergangenheit erinnert greift sie vor ihrer Show kurzerhand wieder zur Flasche. Fortan geht es bergab mit ihr… Die Show wird ein einziger Reinfall, die Opener leisten dagegen klasse Arbeit, die Tour durch mehrere Städte steht auf der Kippe. Sagt Kelly noch ein Konzert ab kann das große Folgen haben…

    Diese Geschichte mehrerer Country-Sänger macht die Hauptzeit des Films aus. Es geht um die Spannungen zwischen den Personen, die während des Films entstehen und natürlich auf um die Musik als Solche. Kurze Musiksequenzen lassen das Fazit eindeutig zu, dass ihre Opener besser singen als sie, doch dieser Aspekt wird nur wenig beleuchtet. Stattdessen geht es ständig nur um Kelly in ihrem Alkoholsumpf. Manchmal beginnt sie in ihrer Art fast den Zuschauer zu nerven, der Film geht einfach nicht voran und bleibt in der Alkoholsucht stecken.

    Für meinen Geschmack hätte man die Charaktere noch mehr herausarbeiten können und ein Funken mehr Wert auf die Musik legen können. Zwischenmenschlich wird der Konflikt zwischen den beiden Openern (die wirklich gut singen können) zu wenig beleuchtet. Stattdessen setzt man auf absehbare Szenen und Liebesschnulzen.

    Fazit: insgesamt ein musikalisch ganz ordentlicher Film (+0,3), die Live-Auftritte im Film beeindrucken, die Rahmenhandlung lässt zu wünschen übrig (3,0).

    Story Charaktere Musik Spannung Anspruch Note
    + + ++ 0 ~ 2,7
  • The Way back–der lange Weg von Sibirien nach Indien

    Die Geschichte ist ganz simpel: In einem sibirischen Arbeitslager treffen der Pole Junusz, der Russ Valka (Colin Farell), der Amerikaner Smith (Ed Harris) aufeinander und entscheiden zusammen mit anderen Häftlingen sich auf den langen Weg nach Süden zu machen, sie wollen flüchten. Allen ist klar, dass es eine harte Reise wird. Bei dem schlimmsten Schneesturm flohen sie aus dem Arbeitslager, damit keine Fußspuren zurückbleiben. Ab dann wandern sie ewig durch Wälder, scheinbar ohne Orientierung, die Vorräte werden immer kleiner, doch sie wollen weiter – so weit die Füße tragen. Schließlich macht sich nur noch einer am Ende auf den Weg, die anderen längst zu schwach ohne Aussicht auf den ersehnten See im Süden, um herauszufinden, wie nah sie diesem sind. Und es war nicht mehr weit. Die Männer machten sich auf den letzten Weg der ersten Etappe und erreichen den Baikalsee, wo der Zufall es so will, dass sie einen Elch der sich dort aus dem Schlamm nicht mehr befreien kann finden – endlich etwas zu essen. Gleichzeitig treffen sie auf ein kleines Mädchen, das auch auf der Flucht zu seien scheint und nehmen sie kurzerhand in ihre Gruppe auf.

    Bald geht es schon weiter den Baikalsee herunter bis zur Grenze. Wenig später befinden sie sich schon auf dem erschwerlichen Marsch durch die Wüste. Mit nicht genug Wasser kämpfen sie, Kilometer um Kilometer… Werden Sie Indien zu Fuß dennoch erreichen?

    20th Century Fox und National Geographic erzählen einen eindrucksvollen Film über eine Hand voll Flüchtlinge, die das Unmögliche möglich machen – ganz im Stil von “So weit die Füße tragen”. Der Film verzichtet auf großartige Nebenhandlungsstränge, im Vordergrund steht die Reise der Flüchtlinge und was sie erleben, was in ihnen vorgeht. Interessant auch, was das Mädchen (Saorise Ronan, “Wer ist Hanna”) in der Gruppe erreicht, die Männer, die nicht sich eigentlich nicht viel über sich unterhielten mussten auf einmal Rede und Antwort stehen. Plötzlich erfährt jeder was über den anderen.

    Insgesamt ein sehr bewegender Film mit guten dramaturgischen Elementen und guter Besetzung, sowie hervorragenden Landschaftsaufnahmen, der jedoch Geschmacksache ist.

     

    Gesamtwertung
    Story Szenerie Spannung Charaktere Anspruch Note
    ++ +++ + +++ + 2,0
  • Zurückversetzt: Mein bester Feind

    Wien, in den 30er Jahren. Die Film erzählt die Geschichte zweier Freunde zur Nazizeit. Viktor Kaufmann (Moritz Bleibtreu), dessen jüdische Familie einen erfolgreichen Kunsthandel betreibt, ist bestens mit Rudi Smekal (Georg Friedrich) befreundet, dessen Mutter als Putzfrau bei den Kaufmanns angestellt war. Doch Rudi verschwindet plötzlich und lässt Jahre später erst wieder etwas von sich hören. Er betritt den Kunsthandel und begrüßt seinen immer noch besten Freund Viktor, der ihm bei einem nächtlichen geselligen Abend in einer Kneipe von einem ganz besonderen Stück aus seiner Kunstsammlung erzählt: Ein Michelangelo, der besonders wertvoll ist, sodass selbst die Kaufmanns geheimhalten, dass sie ihn besitzen.

    Was die Kaufmanns anschließend erfahren müssen: Viktors Freund Rudi ist unter die Nazis gegangen, um sein mangelndes Selbstvertrauen zu kompensieren und auch mal auf der Seite der Gewinner zu stehen. Seine Vorgesetzten sind sehr an der besonders wertvollen Zeichnung interessiert, Rudi verspricht sie ihnen zu beschaffen – hingegen will er die Familie aber vor der Deportation retten. Doch seine Vorgesetzten spielen ein übles Spiel mit ihm, sie krallen sich das wertvolle Stück und schicken die Familie vor seinen Augen in die Konzentrationslager, er konnte nichts tun. Das Gemälde spielt hierbei für die Nazis eine sehr große außenpolitische Rolle: Zur Festigung des Bündnisses mit dem Duce wollen sie ihm das einst in Italien gestohlene Gemälde übergeben.

    Doch die Kaufmanns waren auch nicht untätig: Vor den Augen der höchsten Regierungsmitglieder entpuppt sich die Zeichnung als gute Kopie. Die Kaufmanns müssen also damals das Original beiseite geschafft haben, doch bloß wohin und was ist aus den Kaufmanns geworden?… Wird das Gemälde je wieder auftauchen?

    Mit einer schönen Rahmengeschichte gewährt der Regisseur Wolfgang Murnberger einen Einblick in die damalige Zeit. Besonders pikant sind vor allem die politischen Hintergründe, die sich nur um die besonders wertvolle Zeichnung drehen. Die Charakere sind ganz nett erdacht, fügen sich gut in die damalige Zeit ein. Man kann sich – auch als geschichtlich nicht versierter Zuschauer – gut in die Rollen einfinden und fühlt sich für ca 100 Minuten in eine andere Zeit versetzt. Der Film verfolgt insgesamt einen klar erkennbaren roten Faden, manche Dialoge und Szenen wird man bewusst zum Schmunzeln gebracht. Insgesamt ist der Film nicht zu ernst, womit er durchaus auch für die breite Masse der Kinobesucher kompatibel ist.

    Fazit: Ein insgesamt sehr zufriedenstellender Film, der sein Geld wert ist. Allerdings wird man als geschichtlich versicherter Mensch eventuell nicht ganz auf seine Kosten kommen, der Film bleibt, was dies angeht, nämlich nur an der Oberfläche.

    Gesamtwertung
    Story Action Spannung Charaktere Anspruch Note
    ++ 0 + ++ ++ 2,0
  • Unrealistisch? Der Mann der über Autos sprang

    In einer Gemeinschaftsproduktion von ARTE und dem Südwestfernsehen wird eine ganz besondere, aber seltsame Geschichte erzählt:

    Wir befinden uns in Berlin Mitte, vor der Psychatrischen Anstalt, sehen einen Rucksack über einen hohen Zaun fliegen. Kurz darauf erklimmt ein Mann im Anzug den Zaun, springt herunter zu seinem Rucksack, schnappt diesen und macht sich auf den Weg… Die Ärztin Juliane, genannt Ju, fährt gemeinsam mit ihrem Freund durch die Straßen der Berliner Innenstadt, plötzlich springt ihr ein Mann vors Auto, es ist Julian, der Mann im Anzug. Er scheint unverletzt und es eilig zu haben. Untersuchen lassen oder ins nahe gelegene Krankenhaus bringen lassen, will er sich nicht, denn “er muss weiter”.

    Er muss zu Fuß nach Tuttlingen, nicht per Anhalter. Er will sich nicht davon abbringen oder ablenken lassen, den langen Weg zu Fuß zurückzulegen. Er müsse dem Vater eines Freundes nach einem Herzinfarkt beistehen und das tue er alleine dadurch, dass er diesen Weg zu Fuß zurücklege.

    Auf seiner kilometerlangen Reise trifft er so allerhand Menschen. Dass er hingegen Ju insgesamt zweimal wieder trifft, die sich eine kurze Auszeit von ihrer Arztkarriere auf der Krebststation in Berlin genehmigte, um mit ihrem Freund in ein Ferienhaus zu fahren, sieht er dabei keinesfalls als Zufall.

    Bei jedem Treffen bemerkt sie, wie unglücklich sie mit ihrer aktuellen Lebenssituation ist und beneidet den jungen Wanderer, wie er einfach so ohne etwas zurückzulassen mit einem festen Ziel vor Augen loswandern kann – fernab von allen Sorgen. Mit dem Wunsch nach einem neuen Leben schließt sie sich dem Jungen an, sie läuft einfach so mit, lässt alles zurück. Ebenso geht es einer anderen Frau, die kurzerhand ihre Familie zurücklässt, um eben demselben zu folgen.

    Zeitgleich fahndet ein Kommisar aus Berlin in seinem alten Mercedes nach dem Jungen. Er muss ihn unbedingt finden, fährt Tag und Nacht die Straßen ab, um ihn zu finden.

    Was das ganze mit über Autos springen zu tun hat und wie die Geschichte ausgeht, das müsst ihr selbst herausfinden…

    Der Film beeindruckt durch großangelegte ruhige kurze Filmausschnitte, die die Natur zeigen. Er verzichtet komplett auf Spezialeffekte oder Action-Szenen und verfolgt einen klar erkennbaren roten Faden: Julian auf seiner Reise zu verfolgen. Die Charaktere sind gut herausgearbeitet, es wird auf unnötige Nebenplots gänzlich verzichtet. Schlussendlich verfolgt der Film eine einfache klare Linie, was ihn an manchen Stellen etwas langwierig macht.

    Die Story des Films ist ebenfalls sehr einfach gestrickt. Ein Patient aus Psychatrie macht sich auf den Weg nach Tuttlingen, um einem nahestehenden Menschen nach einem Herzinfarkt beizustehen. Einzig die Hauptgeschichte – das mit dem über Autos springen, um das es eigentlich gehen sollte – wirkt etwas deplatziert. Unglaubwürdig macht das Ganze auch, dass Julian es letztendlich tatsächlich schafft, aus dem Stand über ein Auto mit 100km/h zu springen.

    Fazit: Insgesamt ein gelungener Film für das anspruchsvolle Publikum, das gerne über Filme nachdenkt, sie reflektiert und deutet. Man fühlt sich im Film sehr mit dem Film verbunden, es kommt einem so vor, als würde man teils selbst mitlaufen. An manchen Stellen jedoch hat man als Zuschauer kurze Durchhänger, weil man das Gefühl nicht loswird, dass es nicht recht voran geht und dass es nicht wirklich zum Ende kommt. Teils wird man aus seinen (nicht nur) abschweifenden Gedanken durch gezielte humorvolle Aspekte des jungen Reisenden herausgerissen und in den Film wieder miteingbunden.

    Insgesamt ist er aber etwas trist und teils zu geradlinig (langweilig)

    Gesamtwertung
    Story Action Spannung Charaktere Anspruch Note
    +~ 0 + +++ ++ 2-3 geschmacksache
  • Kampf bis zum Limit: The Fighter

    Der Aufstieg von Micky Ward (Mark Wahlberg), einem US-Amerikanischen Profiboxer im Weltergeweicht.

    Zu beginn sehen wir Micky als Straßenarbeiter, sowie seinen älteren Halbbruder Dicky Eklund (Christian Bale), über den anscheinend eine Dokumentation gedreht wird, da er der Stolz von Lowell ist, die Heimatstadt der beiden. Dicky Eklund war früher ebenfalls Boxer und hat in einem historischen Kampf einen Knockout gegen den berühmten Boxer Sugar Ray gelandet. Nun wird überall über sein Comeback spekuliert und er ist der aktuelle Trainer von Micky. Doch es wird recht schnell klar, dass seine höchste Priorität eher dem Crackrauchen gilt, als seiner Karriere oder Familie.

    Micky, der anscheinend in letzter Zeit eher Kämpfe verloren hat, hat einen weiteren Kampf direkt vor sich. Kurz vorher lernt er in einer Bar, die bezaubernde Charlene (Amy Adams) kennen, die sich auf ein Date mit ihm einlässt. Beim folgenden Kampf, ist allerdings Mickys Gegner krank, und sein Ersatz ist um einiges schwerer als Micky. Mickys Mutter Alice (Melissa Leo), die seine Managerin ist, und sein Bruder überreden ihn aber doch zu kämpfen, was zu einer schmerzhaften Niederlage führt. Micky will seine Karriere an den Nagel hängen. Schaffen es seine neue Freundin, sowie seine Famile, ihn doch noch zum großen boxer zu machen?

    Die Geschichte vom Weg zum ersten Titelkampf Micky Wards wird sehr gut erzählt, sowie sehr spannend und dramtisch inszeniert. Die schauspielerischen Leistungen sind überdurchschnittlich und die 2 Oskars für Christian Bale und Melissa Leo hochverdient. Besonders die Konflikte von Micky: Freundin – Familie – Boxen, sowie von Dicky: Familie – Drogen, werden sehr gut herausgearbeitet.

    Der Zuschauer ist eigentlich von Anfang an gefesselt und verfolgt die Ereignisse, die auch nie langweilig werden. Immer wieder wird Micky vor eine Wahl gestellt und es stellt sich die Frage, ob seine Entscheidungen richtig waren. Trotzdem ist das Ende natürlich absehbar, schließlich ist die Geschichte ja nicht erfunden.

    Ebenfalls positiv wird das Thema Drogen behandelt, leicht sarkastisch, jedoch ohne an irgendeiner Stelle zu übertreiben.

    Fazit: Eine sehr gelungene Biographie, die es sich auf jeden Fall lohnt anzuschauen.

    Gesamtwertung
    Story Action Spannung Charaktere Anspruch Note
    ++ + +++ +++ ++ 1,8
  • Abweichungen unzulässig! – Der Plan

    Amerika, New York City: Ein aufstrebender Wahl-Kandidat David Norris (Matt Damon) macht sich auf dem Weg um seine Rede vor der Wahl zum Senator von NY zu halten. Wie aus dem Fernsehen für uns bekannt sieht man vor ihm großen Jubel, Plakate mit seinem Namen, treue Wähler, die sich beim Kopf an Kopf Rennen längst für David Norris ausgesprochen haben. Doch wenig später muss er eine Wahlschlappe einstecken: Die Presse tritt eine Schmutzkampagne los, die ihn schließlich die Wahl kostet.

    Der Film beginnt auf der Toilette eines öffentlichen noblen Gebäudes, in dem David Norris seine Rede zu seiner Niederlage halten soll. Er will die Rede ein letztes Mal durchgehen und entscheidet sich für die Männertoilette. Nachdem er sich durch lautes Rufen davon vergewissert hatte, dass sich niemand dort befindet, läuft er zwischen den Waschbecken auf und ab, geht seine Rede missmutig Schritt für Schritt noch einmal durch. Ihm ist klar: Will er bei der nächsten Wahl nochmal antreten so darf er nicht in Vergessenheit geraten. Alles hängt von der entscheidenden Rede ab.

    Doch dann traute er seinen Augen nicht: Es war doch jemand auf der Toilette, eine Frau, die schöne Tänzerin Elise, hatte sich anfangs nicht getraut sich zu melden und zeigt sich schließlich dann doch, als sie hörte, dass David anfing, Selbstgespräche zu führen. Es war ihr höchst unangenehm. David Norris hingegen war wie verzaubert von ihrem Auftreten und ihrem doch schnellen Abgang, unter anderem, weil er seine Rede halten musste und sie vom Sicherheitspersonal verfolgt wurde.

    Nach diesem Gespräch hielt er die beste Rede, die er jemals hielt – inspiriert von Ihr, Elise.

    Im Hintergrund seiner Reden und Ansprachen, die er im Rahmen seiner Wahl hielt, bemerkt man immer wieder einen dunkelhäutigen Mann, der sich ab und an mit anderen Männern mit Hüten besprach. Da schien etwas im Gange zu sein. Er bekam einen Auftrag, Norris sollte sich bis zu einem gewissen Zeitpunkt morgens mit Kaffee bekleckert haben. Doch es ging etwas schief. Der Mann war einen kurzen Moment nicht aufmerksam und verpasste Norris auf dem Weg zum Bus. Norris stieg in den Bus ein und wen traf er wieder,… Elise. Sie flirteten miteinander und sie schrieb ihm schließlich ihre Nummer auf.

    Als Norris ins Büro kam traf ihn schließlich der Schlag. Irgendetwas war seltsam. Im Meeting selbst machte er eine atemberaubende Entdeckung – er blickte hinter einen Vorhang der Männer mit Hüten, von dem er gar nicht wissen sollte, dass er existiert…

    Er erfuhr, dass alles hätte anders laufen sollen. Hätte er sich mit Kaffee bekleckert, hätte er zurück in seine Wohnung müssen, wäre nicht mit dem Bus gefahren und hätte diese Entdeckung nicht gemacht – so war der Plan. Schließlich war es nun doch anders gekommen. Die Männer bemühten sich stetig David Norris wieder auf Plan zu bringen, er hätte Elise nie wieder treffen sollen… Es beginnt ein Wettlauf, wird David Elise nochmal wiedersehen?

    Der Plan ist ein sehr interessantes Spektakel mit ansprechender Idee und guter Besetzung (Emily Blunt, Matt Damon). Die Charaktere und die Story sind eher einfach gehalten, der rote Faden ist klar erkennbar. Genauso das Ergebnis, das eintreten wird, ist sehr vorhersehbar. Allerdings bleibt man stets am Film dran, weil man wissen will, was hinter den mysteriösen Männern mit Hüten steckt.

    Die eingebaute Liebesgeschichte erinnert sehr an Romeo und Julia ohne viele Wendungen, in die heutige Zeit transportiert – jedoch nicht ganz: Die Männer mit Hüten erinnern auch nicht sehr an die heutige Zeit, man fühlt sich an manchen Stellen doch weiter in die Vergangenheit zurückgeworfen als das eventuell gewollt ist. Gut, dass einen gezieltes Product-Placement durch Blackberrys dann wieder auf Plan bringt, das heißt in die heutige Zeit zurückversetzt. Die Dialoge zwischen den doch gut erdachten Charakteren wirken meist gut überlegt, an manchen Stellen besonders im Zusammenhang mit dem Hauptstrang – dem Plan – etwas lächerlich. Hier ist ständig vom Vorsitzenden die Rede, es gibt irgendwie von jedem Mann mit Hut einen Boss mit höherer Gehaltsstufe – je nach Hierarchiehöhe müssen die sich mit komplexeren Problemen, am Ende mit dem Problem Norris, auseinandersetzen. An manchen Stellen wirkt diese Tatsache, die dann doch mehr als einmal betont wird, etwas flach und lächerlich.

    Fazit: Insgesamt doch sehr ansprechender Film mit Potential. Leider lässt die Umsetzung an manchen Stellen zu wünschen übrig, aber trotz allem – vor allem wegen der guten Idee – sehenswert

    Gesamtwertung
    Story Action Spannung Charaktere Anspruch Note
    + + ++ ++ ++ 2,0
  • Blind Side – die große Chance

    Der Film „Blind Side“ erzählt die Geschichte oder mehr den Werdegang von „Big Mike“, einem Football-Spieler, nach eine wahren Begebenheit. Michael Owen hat eine schwere Kindheit: Seine Mum drogenabhängig, die beiden wohnen in einem Armenviertel der Stadt. Doch Mike ist nie zu Hause, er ist nicht gerne dort. Seine schulischen Leistungen sind schlecht, er wird von Klasse zu Klasse weitergereicht. Für ihn macht es bald keinen Sinn mehr zu Schule zu gehen.

    Durch den Vater eines Freundes, wird er schließlich auf einer Privatschule aufgenommen. Die Lehrer sind anfangs skeptisch, denn „Big Mike“ – wie ihn alle nennen – redet nicht viel, macht keine Hausaufgaben, und schneidet in schriftlichen Tests immer schlecht ab. Abends sieht man ihn nach seinem ersten Schultag im Regen bekleidet mit einem T-Shirt und einer kurzen Hose durch die Straßen ziehen. Doch dann fällt er der wohlhabenden Familie Tuohy auf. Mama Leanne hat ein großes Herz und lässt ihn eine Nacht auf der Couch schlafen – sie wusste, er hat keinen Schlafplatz. Sie findet mehr und mehr über ihn heraus und kümmert sich um ihn. Er fühlt sich mehr und mehr in der Familie mit zwei Kindern wohler, es gibt keine Probleme, auch die Kinder akzeptieren ihn bald als großen Bruder. Schließlich übernimmt die Familie die Vormundschaft für ihn.

    Bald werden auch seine schulischen Leistungen besser und er darf im Football-Team der Schule trainieren und bald auch mitspielen. Durch seinen großen Beschützerinstinkt und wegen seiner stämmigen Statur entwickelt er ein richtiges Talent für den Sport. Bald ist er gefragt wie nie und bekommt sogar ein Stipendium für eine Football-Universität.

    Fazit:

    Sehr gut umgesetzte Biografie, die ohne größere Action auskommt. Der rote Faden im Film ist klar zu erkennen. Man merkt, dass die Schauspieler sich genau in die einzelnen Rollen eingelesen haben. Ein durchweg sehr guter Film. Die Handlung kommt ohne größere Wendungen aus – hier wäre mehr drin gewesen – und die schwere Kindheit wird, wenn man den Film insgesamt betrachtet, zu wenig dargestellt.

    Action Humor Gefühl Spannung Anspruch Note:
    0 ++ +++ + +++ 1,6