#Antilagerkoller 113 – Verbesserungsbedarf?!

Liebe Leser,

letzten Mittwoch traf die Meldung dann doch alle recht überraschend – wenn auch erwartet: Der Teil-Lockdown wird kurzerhand bis zum 10. Januar verlängert. Doch die Kritik zum Lockdown-Light wird immer größer: Warum werden die Schulen nicht endlich geschlossen, die wohl als einzige Infektionsherde noch übrig bleiben, oder auf Wechselunterricht umgestellt? Warum werden große Demonstrationen immer noch erlaubt?

Immerhin ist man gerade dran, einheitliche Regeln für Corona-Hotspots zu erlassen. Doch der Flickenteppich ist nach wie vor groß. Merkel muss nachsteuern.

Die aktuelle Corona-Lage

Lange hoffte man, der November-Lockdown würde die Erholung bringen. Doch es kam anders: Das Infektionsgeschehen ist nur gebremst und es geht munter weiter. Von unserem Ziel, die Infektionen unter 50 pro 100k Einwohner zu drücken sind wir immer noch weit entfernt. In Sachsen ist es richtig turbulent: Hier steuern wir mit über 500 Neuinfektionen wieder auf neue Rekorde zu, während die Quote im Westen wieder sinkt. Täglich werden über 400 an Covid-19 verstorbene gemeldet.

Bayern first.

Als erstes Land zieht Bayern nun die Zügel wieder an und ruft den Katastrophenfall aus: Es gibt eine Ausgangsbeschränkung fürs ganze Land: Nur noch aus triftigem Grund darf man hier ab Mittwoch das Haus verlassen. Keine Sorge, Weihnachtseinkäufe scheinen dazu zu gehören. Außerdem gilt wie in anderen Bundesländern in Hotspots eine nächtliche Ausgangsbeschränkung (21h-5h).

Außerdem sind die Lockerungen zu Silvester inzwischen passé. Somit darf in Bayern nur vom 23.-26. im engsten Familienkreis mit mehr als zwei Haushalten gefeiert werden, Familienkinder bis 14 zählen nicht dazu. Irgendwie fühle ich mich bei diesem ganzen Wirrwarr gerade erinnert an…

Sachsen second

Auch Sachsen, in dem die Infektionszahlen in gewissen Kreisen jenseits der 500 liegen (Landesinzidenz 316), geht ab Montag in einen harten Lockdown. Nur noch Geschäfte des alltäglichen Bedarfs bleiben geöffnet. Schulen und Kitas schließen.

Warum nicht bundesweit?

Der Ruf nach neuen bundesweiten Regelungen und Verschärfungen wird immer lauter.

Diskussionspunkte:

  • bundesweiter harter Lockdown vor Weihnachten
  • Silvesterlockerungen fallen lassen
  • Weihnachtslockerungen zurücknehmen
  • Wechselunterricht bis hin zur Schließung der Schulen
  • Kindergärten?
  • Die Leopoldina schlägt eine Aussetzung der Schulpflicht ab dem 14.12. vor. Unternehmen sollten verstärkt zum Homeoffice aufrufen oder Betriebsstätten schließen. In einer zweiten Phase sollen dann ab Weihnachten alle Geschäfte fernab des alltäglichen Bedarfs schließen.

Die Kanzlerin will am Donnerstag mit den Ländern zusammenkommen und Maßnahmen verabreden.

Einzelne Bundesländer haben neben Bayern bereits reagiert:

  • BW verbietet den Alkoholausschank im Freien ab dem dritten Advent
  • Thüringen kündigt die Lockerungen zu Weihnachten auf. Es wird aber noch im Landtag und in den Kommunen hierzu beraten, wie das ausgestaltet sein soll.
  • In Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz sind die Lockerungen zu Silvester ebenfalls (fast) vom Tisch.

Wirtschaft

Hilfe für Gastronomie

Die Wirtschaftsminister haben weitere Hilfen für die Gastronomie im neuen Jahr gefordert. Es sei davon auszugehen, dass man auf absehbare Zeit keinen Normalzustand in der Gastronomie erreichen wird. Deswegen wird gerade die Verlängerung der Mehrwertsteuersenkung auf den ermäßigten Satz für das kommende Jahr für Speisen und Getränke vorgeschlagen.

Logistikprobleme

Während sich das Land auf den großen Start der Impfungen vorbereitet, schlagen die Einzelhändler und Logistiker Alarm. Es hakt die Lieferkette bei Notebooks, Spielwaren und Sportartikeln, was die Hoffnung auf ein gutes Weihnachtsgeschäft zunichte macht. Grund dafür sind die Großbestellungen aus den USA, die die Spediteure dazu veranlasst haben, verstärkt Containerschiffe über den Pazifik einzusetzen. Dadurch kommt es zu Engpässen zwischen China und Europa. Inzwischen bleibt jeder vierte Container in China stehen. Die Schiffe sind randvoll (meist 25.000 Container) und auch die Güterzüge, die quer durch den asiatischen Kontinent rollen, erfreuen sich großer Nachfrage.

Auch lokale Logistiker wie DHL schlagen inzwischen Alarm: Nachdem das Paketniveau (=Anzahl an verschickten Paketen) von 2019 bereits im November 2020 erreicht worden war, werden jetzt wieder die Kapazitäten knapp. Sonderabholungen bei zahlreichen Online-Händlern werden seitens DHL wieder storniert. Man kommt nicht hinterher. Ob unsere Weihnachtsgeschenke dieses Jahr pünktlich ankommen?

Impfstoff-Nachrichten

Es gibt nun eine offizielle Empfehlung, welche Menschen zuerst geimpft werden sollen.

GruppePrioritätAnzahl MenschenBeschreibung
1sehr hoch8,6 Mio.Personen mit besonders hohem Risiko (>80) und diejenigen, die berufsbezogen engen Kontakt zu diesen Personen haben (Personal von Pflege- und Altenheimen, medizinische Einrichtungen, Notaufnahme)
2hoch 6,7 Mio.Senioren zwischen 75 und 80 Jahre sowie Menschen mit Demenz oder einer geistigen Behinderung in Einrichtungen sowie dort tätiges Personal
3moderat5,5 Mio.Ältere zwischen 70 und 75, Vorerkrankte mit erhöhtem Risiko und ihre engsten Kontaktpersonen, Menschen in Asylbewerberheimen und Gesundheitsämtern
4erhöht6,9 Mio.Menschen zwischen 65 und 70, Lehrkräfte, Erzieherinnen und Erzieher, Saisonarbeiter, fleischverarbeitende Industrie etc.
5gering erhöht5 Mio.Menschen in Schlüsselpositionen (Bund, kritische Infrastruktur), Menschen zwischen 60 und 65
6niedrig45 Mio.Menschen < 65

Die 90-jährige Britin Margaret Keenan erhielt heute, am 8.12., 7:31 Uhr, als erste Person eine Impfung durch den BioNTech-Impfstoff. In Großbritannien geht’s jetzt los.

#DeutschlandDigital

  • Es schlägt ein wie eine Bombe, oder doch nicht? IKEA schafft seinen Katalog ab! Nun erschien die letzte Print-Ausgabe.
  • In den ersten Ämter werden jetzt Abholautomaten für Personalausweise getestet. Somit entfällt der Gang zum Amt während der regulären Öffnungszeiten. Authentifiziert wird per Fingerabdruck. Die Packstation für Personalausweise: Bitteschön!
  • Als letztes Land erteilt Sachsen-Anhalt der Erhöhung des Rundfunkbeitrags um 86ct pro Monat eine Absage. Damit sollte die Erhöhung zu Corona-Zeiten vom Tisch sein. Die öffentlich rechtlichen Sender werden vor allem für ihr Programm und die daraus resultierende sehr alte Zielgruppe kritisiert. Es wird gefordert die Gelder Serien- und Filmformaten bzw. Produktionen per Ausschreibung zur Verfügung zu stellen und nicht generell per Gießkanne. Es wird dringend Zeit, die Dokumentationen und Sendungen an sich (auch die von Netflix, Amazon und Co) zu würdigen und entsprechend mit öffentlichen Geldern zu versorgen.
  • Wie gut wäre es eigentlich, sich einen Weihnachtsbaum samt Aufsteller kurzfristig liefern zu lassen? Flaschenpost macht es jetzt möglich!

Angesichts der Lage ist es gut, dass die DAK ihre Plakatkampagne schon beendet hat: Ein Shitstorm wäre sicher.

Die wichtigste Frage bleibt allerdings dann doch unbeantwortet:

Wann kommt der gottverdammte Weihnachts-Truck 2020?

Musik ab!

Ich wünsche eine entspannte zweite Adventswoche

Euer pedaa