#Antilagerkoller 36 – Erster Tag der Lockerung

Liebe Leser,

heute schauen wir gespannt in die – man glaubt es kaum – Einkaufsläden der Republik. Heute dürfen Einzelhandelsgeschäfte bis 800qm wieder öffnen. Aber werden die Abstandsregeln eingehalten werden können, wenn in großen Shopping-Malls unzählige Menschen sich vor jedem Geschäft stauen? Wir werden es Ende dieser Woche sehen…

Streit um die Corona-App

Es klingt wie ein Zungenbrecher: Pepp-PT gegen DP-3T. Im Hintergrund streiten namhafte Wissenschaftler um die Wahl der richtigen Speichertechnologie. Genauer gesagt, geht es darum, ob die Daten der Kontakte, die länger als 15min gedauert haben, dezentral auf jedem Smartphone oder zentral auf dem Server gespeichert werden.

Zuletzt hat sich die Helmholtz-Gesellschaft aus der europäischen Pepp-PT-Initiative verabschiedet, die eine zentrale Speicherung vorgesehen hat. Werden wir am Ende mehrere Apps haben oder wird der Streit den Rollout der App verzögern?

Noch weniger Hoffnung macht die Nachricht, dass die App ausgerechnet bei den Risikogruppen wahrscheinlich nicht funktionieren dürfte. Die eingebauten Bluetooth-Chips sind teilweise sehr alt und andere Funktechniken mit derartiger Reichweite, die einen breiten Einsatz ermöglichen, gibt es nicht. Die App wird so nur auf 75% aller Smartphones lauffähig sein.


Nachrichtenüberblick

  • Mutti, wie lange noch? Die Kanzlerin hat keinen Bock mehr! …und kritisiert die ständigen Öffnungsdiskussionsorgien (mein Anwärter auf das Unwort des Jahres)
  • Ab heute gelten Lockerungen bundesweit. Einige Städte und Bundesländer kündigten darüber hinaus eine Maskenpflicht im öffentlichen Raum oder im Nahverkehr an. Immer noch ein Flickenteppich.
  • Der Druck auf China aufgrund der Vorwürfe, das Virus sei aus einem Forschungslabor geflohen, wird größer.
  • Söder befreit bayrische Bürger während des Shutdowns von Kita-Gebühren für drei Monate.
  • Eine Krankschreibung wegen Atemwegsproblemen kann jetzt doch wieder telefonisch erfolgen. Die Regeln waren bis heute befristet und nicht verlängert worden. Nun hat man sich aus Angst vor der Ausbreitung doch dazu entschieden.
  • Die tschechische Regierung kündigte an, die Grenzen für Tourismus aus Tschechien für ein Jahr geschlossen zu halten. Ein dramatisches Vorbild für andere Länder?

Die Auslastungssituation bei DHL scheint dramatisch.

Wir erhielten gestern von unserem Versanddienstleister DHL mehrere Schreckensmeldungen.

Gestern habe ich eine lange Mail eines frustrierten Händlers bei Amazon in meinem Postfach vorgefunden. Er beklagte sich in 6 Absätzen darüber, dass DHL gerade einfach nicht den Aufträgen nachkommt.

In den Verteilerzentren gelten jedoch strenge Abstandsregeln, sodass nur die Hälfte der Mitarbeiter vor Ort arbeiten kann. Die Produktivität beträgt nur noch 60%. Diese Rechnung konnte nicht aufgehen und nun scheint das System am heutigen Tage unter der Last eingebrochen zu sein.

Der Händler führt weiter aus

Die DHL Verteilerzentren haben den gesamten Hof vollstehen mit Anhängern und Wechselbrücken, die in den vergangenen sieben Tagen angeliefert, jedoch nicht abgearbeitet wurden. Um diesen Berg abzuarbeiten, können wir als Händler keine Sonderabholungen mehr buchen. Nur die vertraglich festgehaltenen Mengen werden noch abgeholt. Diese können wir jeden Tag einhalten bis auf Montag, sodass die übrig gebliebenen Montagspakete auf Dienstag, Mittwoch und Donnerstag verteilt werden müssen.

Und bietet an

Sie als Kunde sollen nicht das ausbaden, was wir gemeinsam mit der DHL verzapft haben. Letztendlich haben wir Händler das System fleißig mit Paketen vollgestopft und die Dramatik der Situation nicht erkannt. Die Kommunikation dieser Info seitens der DHL erfolgte leider erst heute.

Wir alle sind stark von der Corona-Krise betroffen. Für mich als Kunde ist es eine Selbstverständlichkeit, dass Pakete in dieser Zeit länger dauern. Dass DHL den Bestellungen nicht hinterherkommt ist kein Wunder. Es wäre das Geschäft des Jahrhunderts, wenn nur die Abstandsregeln nicht wären. Ich drücke die Daumen, dass DHL die Kapazitäten erhöhen kann und apelliere an die Geduld aller Kunden. Dass DHL die Engpässe so spät und überraschend mitgeteilt hat, ist wieder mal ein Zeichen von Überforderung in der Corona-Krise und zeigt wie wichtig Kommunikation in der jetzigen Krise ist.

Immerhin: Nachdem der Antrag in Berlin, auch am Sonntag Pakete zustellen zu dürfen, gescheitert ist, will die Deutsche Post in weiteren Bundesländern Anträge stellen. Lasst endlich den Sonntag zu!


Kritiker des Lockdowns in einem Bild:

Ich verabschiede mich und wünsche einen nachdenklichen Start in die Woche

Euer pedaa