Liebe Leute,
was ist das für ein Tag der Arbeit ohne Kundgebungen? Unsere Arbeitswelt hat sich verändert: Jeder vierte ist in Kurzarbeit und bangt vielleicht um seinen Job. Unsere Arbeitskultur hat sich verändert, doch bleibt das auch so? Ein pe-home.de Kommentar
Wir befinden uns am Tag 46 in Isolation. Deutschland wurde eine Kontaktsperre auferlegt, Fabriken stehen still und es wird permanent über Lockerungen für die Wirtschaft debattiert. Besonders hart trifft es die Gaststätten und Reiseanbieter samt Fluglinien. Unsere Wirtschaft steht seit ungefähr 46 Tagen still und wartet gebannt auf eine Rückkehr zur Normalität. Doch diese wird es nicht geben, wenn man Virologen anhört.
Homeoffice
Letzte Woche sorgte Bundesarbeitsminister Heil für ein bisschen Aufsehen, indem er das Gesetzt auf Homeoffice wieder auf die Agenda brachte. Warum muss man Unternehmen eigentlich dazu zwingen Homeoffice anzubieten? Vertrauen diese ihren Arbeitnehmern nicht? Man kennt durchaus Beispiele aus Erzählungen von anderen, die tatsächlich Glauben lassen, dass Arbeitnehmer im Homeoffice weniger arbeiten als sonst. Aber woran liegt das genau?
Liegt es daran, dass sie Zuhause kein ordentliches Arbeitszimmer besitzen oder dass Kind und Kegel ständig am Nervenkostüm nagen? Nicht unbedingt. Man muss hier sicherlich Einzelfälle voneinander unterscheiden. Zusätzlich müssen einige Kriterien erfüllt sein, damit bedarfsgerechtes Homeoffice eine dauerhafte Einrichtung werden kann:
- Stabile Internetleitung und Unternehmensinfrastruktur
- Eigener Schreibtisch
- Entsprechende Hardware
- Arbeitsplatzergonomie
Hier spielt vor allem der Arbeitgeber eine entscheidende Rolle. Vor allem eine stabile Unternehmens-IT-Infrastruktur ist Grundvoraussetzung für mobiles Arbeiten. Auch über Hardware-Zuschüsse oder Leihgaben könnte man nachdenken. Aber nicht nur im Corona-Bedarfsfall, sondern dauerhaft, während des Arbeitsverhältnisses. Der Bund gewährt in der Steuererklärung nur Zuschüsse, sofern man dauerhaftes Homeoffice mit dem Unternehmen abgesprochen hat. Hier muss nachgebessert werden. Warum nicht für einzelne Tage, die man im Homeoffice verbringt eine Homeoffice-Pauschale einführen?
Und was haben die Unternehmen davon, wenn wir ein bisschen regelmäßiger Homeoffice machen?
- Die Arbeitnehmer schleppen sich nicht mehr krank zur Arbeit. Spätestens jetzt sollte klar sein, dass Zuhause arbeiten durchaus funktionieren kann. Die Wahl zwischen Homeoffice – wenn auch nur für 4 statt 8h – oder der Arbeitnehmer schleppt sich krank zur Arbeit oder meldet sich krank sollte klar sein.
- Die Arbeitnehmer können sich ihre Zeit freier einteilen. Insbesondere bei einem vollen Terminplan mit Kinderbetreuung, Sport und langem Anfahrtsweg liegen die Vorteile von einem gewissen Anteil an Homeoffice klar auf der Hand.
- Die Arbeitnehmer unterteilen ganz automatisch ihre Arbeiten in kleinere Pakete ein und lernen sich zu organisieren. Dinge, bei denen sich viel abgestimmt werden muss, werden im Büro abgearbeitet, während andere, für die man im Thinktank verschwinden muss, zuhause besser aufgehoben werden sind.
- Ich kenne viele Beispiele von Arbeitnehmern, die Zuhause effizienter und schneller sind als im Büro. So bleibt mehr Zeit für andere Dinge und mehr Work-Life-Balance. Überstunden lassen sich kontrolliert im Homeoffice viel besser abbauen als
Ich will hier nicht alle Personen ins Homeoffice rufen, die es können. Für mich sind soziale Kontakte – auch auf der Arbeit – sehr wichtig. Aber in manchen Unternehmen bekommt man einfach nur Steine in den Weg gelegt (auch lange Ankündigungsfristen sind Fehl am Platz) und Homeoffice ist eher eine Seltenheit.
Homeoffice regelmäßigen Abständen sollte zu unserer Arbeitskultur gehören – und zwar ohne, dass man schief angeschaut wird. Natürlich auf freiwilliger Basis, gefördert durch Staat und Arbeitsstätte.
Aber bitte – und das gilt besonder im Homeoffice – zieht den USB-Stick immer erst ab, wenn ihr ihn abgemeldet habt.
Ich wünsche euch einen schönen 1. Mai!
Euer pedaa