#Antilagerkoller 126 – gutes und schlechtes Marketing

Liebe Leser,

wieder ist eine Woche vergangen. Der Beschluss von Bund und Ländern letzte Woche hat nicht viel Neues gebracht, oder doch: Die Läden dürfen in vielen Bundesländern seit gestern wieder öffnen. In einigen Bundesländern heißt es „Click and Meet“- Shopping nach Terminvereinbarung. Die Läden haben geöffnet und empfangen Kunden, nachdem sie sich online oder telefonisch einen Termin haben geben lassen. Gut, dass wir jetzt wieder Papierlisten haben, auf denen Adressen und Nummern stehen, die keiner lesen kann. Wäre es doch so einfach gewesen, schon vor einem halben Jahr ein Reservierungssystem fürs Vor-Ort-Shopping zu erstellen, auf das das Gesundheitsamt zugreift.

Der Regel-Wahn geht weiter

Was waren die Politiker stolz darauf, eine Verlängerung des Lockdowns bis Ende März zu beschließen, aber gleichzeitig wie gefordert eine Öffnungsperspektive (die auf eine DIN-A4-Seite passt) zu geben. Wenn man sich allerdings durch die einzelnen Presseartikel forstet, so findet man doch immer wieder Personen, die selbst diese Tabelle nicht verstehen. Teilweise weichen Länder auch wieder von diesem Plan ab. So plant Brandenburg die O b e r g r e n z e *ups* für die Corona-Notbremse auf 200 zu setzen. Kein Wunder, dass die Bundesbürger schon lange keine Tabellen aus der Corona-Politik mehr anschauen.

Der Hotel- und Gaststättenverband sieht das Papier längst nicht als Perspektive an – kein Wunder, denn sie kommen ja auch gar nicht vor. Laut einer Umfrage bangen 72% um ihre Existenz und 25% ziehen eine dauerhafte Schließung in Erwägung. Bye, Restaurants :(.

Kostenlose Tests?

Jens Spahn hat mit seiner Ankündigung ab März jedem kostenlose Tests zur Verfügung zu stellen für Aufregung gesorgt. Doch das ist gar nicht so einfach, wie sich jetzt herausstellt. Teils sind Apotheken gar nicht dafür ausgerüstet, derartige Tests abzunehmen und wollen dies auch nicht tun, weil sie dafür viel weniger entlohnt werden als beispielsweise ein Arzt. In den Testzentren hat man sich auf den Ansturm eingestellt, doch dieser bleibt vorerst aus, denn keine weiß wohin er eigentlich soll und wo ein kostenloser Test möglich ist. Allein die Abrechnung stellt die Testzentren vor Probleme. Eine einheitliche Testverordnung vom Bund und Land fehlt bislang. Ob ein Bundesbürger auch nur einen Test pro Woche bekommt, kann und wird keiner nachprüfen können.

Die Bundesregierung hat eine Taskforce gebildet, um die Schnelltests zu beschaffen. Ausgerechnet Verkehrsminister Andreas Scheuer und Gesundheitsminister Jens Spahn sind damit beauftragt worden.

Selbsttests

Kein Wunder, dass da einigen Bürgern am Wochenende längst der Geduldsfaden riss. Denn bei ALDI und LIDL ging die erste Charge Selbst-Schnelltests für den Heimgebrauch über die Ladentheke. Während man bei ALDI in die Filiale musste, konnte man bei LIDL nur online bestellen. Wie schon zuvor zu der Zeit, als MEDION-Computer noch der Renner waren, bildeten sich lange Schlangen vor den ALDI-Filialen. Doch die Tests waren schnell weg. Die Online-Bestellung klappte wegen Serverproblemen nur bei Wenigen. Das Management von ALDI und LIDL zeigte sich über den großen Besucheransturm überrascht. Doch bei ALDI hatte man immerhin, nachdem der Bestand (von 11 Testsets pro Filiale) abverkauft war, noch Online-Voucher im Angebot, über die man sich die Tests dann zuschicken lassen kann. Immerhin hat man so einige Menschen frühmorgens in die Filialen gelockt. Im Laufe der Woche starten auch dm und Rossmann mit dem Verkauf von Corona-Testsets für Zuhause, da sollte sich der Sturm bald wieder legen.

Maskenblamage

Zwei Unions-Bundespolitiker sorgen momentan für Aufsehen, da sie letztes Jahr von der Maskenbeschaffung des Bundes sechsstellige Provisionen kassiert haben. Beide traten mehr oder weniger freiwillig aus ihrer Partei aus und legten teilweise alle Ämter nieder. Das unethische Verhalten heizt die Debatte um ein Lobbyregister erneut an und kommt zur Unzeit für die Union, die sich mit dem Impf- und Testdebakel von Jens Spahn herumschlagen muss. Der Schaden an der Demokratie im Land sei enorm, die Politiker verlieren mehr und mehr den Rückhalt der Bevölkerung. Armin Laschet forderte dazu auf, sämtliche Deals, die mit Materialien zur Corona-Pandemie zu tun haben, von den Abgeordneten freiwillig offen zu legen. Das Gesundheitsministerium trägt die Daten schon zusammen.

Impfen, Impfen, Impfen

Nachdem sich nun in den Lagern zahlreiche Impfdosen von AstraZeneca stapeln, kommt nun Bewegung in die Impfkampagne: In vielen Bundesländern sind jetzt die Erzieher und Kita-Betreuer und Lehrer geimpft. Die Zweifel an der Wirksamkeit des AstraZeneca-Impfstoffs sind unterdessen durch eine Studie aus GB ausgeräumt worden, woraufhin die Ständige Impfkommission diesen dann für alle Erwachsenen zugelassen hat.

Derzeit haben schon über 5 Mio. Deutsche eine Erstimpfung erhalten, alleine gestern kamen 160.000 Menschen lt. RKI hinzu. Die Geschwindigkeit steigt.

Ab Anfang April sollen dann endlich auch die Hausärzte mit dem Impfen beginnen.

Blick ins Ausland:

  • In Italien wird wird noch vor der EU-Zulassung von Sputnik V, der nach Studien eine 92%ige Wirksamkeit zeigt, eine Fabrik zur Impfstoff-Herstellung errichtet, die im Sommer den Betrieb aufnehmen soll.
  • Bei den olympischen Sommerspielen in Tokyo, die dieses Jahr nachgeholt werden sollen, werden Insidern zufolge keine ausländischen Gäste zugelassen. Es wird ein einsames, digitales Olympia.
  • Einer vorläufigen Studie zufolge wirkt der AstraZeneca-Impfstoff gegen die mit Sorge betrachtete Mutation P1 aus Brasilien, die in Sachen Gefährlichkeit und Ansteckungsrate den Spitzenplatz belegt.

Neue App?

Die Anbindung von Apps zur Kontaktnachverfolgung ist nun endlich Bestandteil des letzten Beschlusses auf Bund-Länder-Ebene. Sämtliche Apps sollen über einen Gateway in Gesundheitsämtern, die SORMAS einsetzen, angebunden werden. Dem LUCA-App-Co-Founder Smudo geht das nicht weit genug, denn er möchte, dass es nur eine App auf Bundesebene gibt. Mit einem System könne man Super-Spreader besser identifizieren.

Allerdings schlagen andere App-Betreiber, die schon Dienste entwickelt haben, nun Alarm. Schließlich wollen die ihre Dienste nicht abgeklemmt wissen. Es entbrennt die Diskussion um Apps auf Bundes- und Länderebene, die wertvolle Zeit kostet.

Hauptsache keine Zettelwirtschaft, bitte!


Ich geh dann, kein Bock mehr.

Kommt gut durch diese Woche!

Euer pedaa