#Antilagerkoller 137 – Kinderimpfung?

Liebe Leser,

am heutigen Dienstag zweiten Arbeitstag der Woche wende ich mich wieder euch zu. Die Corona-Zahlen sind weiterhin rückläufig und die Impfgeschwindigkeit verharrt auf hohem Niveau. Eigentlich sollte die Impfgeschwindigkeit noch weiter ansteigen, wäre da nicht die Zweitimpfung, die jetzt in vielen Arztpraxen fällig ist.

Vorsicht Satire!

Und die Kinder?

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat am Wochenende einen umstrittenen Vorstoß verkündet. Er möchte die begehrten BioNTech-Impfstoffe für Schulkinder zwischen 12 und 15 reservieren, damit diese vor Ende der Sommerferien geimpft sein können. Die Bundesregierung rechnet mit einer Zulassung und einer Empfehlung des Impfstoffs für diese Altersgruppe im Juni.

Der Vorschlag stößt jetzt auf große Kritik, denn mehrere Millionen Erwachsene warten noch händeringend auf eine Impfung mit BioNTech – und wurde die letzten Monate von Woche zu Woche weiter vertröstet. Am 7. Juni soll nun die Priorisierung fallen. Es wird langsam zur Farce von einer Priorisierung zu sprechen, da bis dorthin fast 50% eine Erstimpfung erhalten haben werden. Die Priorisierungsgruppen waren einfach viel zu groß, es wurde geschachert und geklüngelt. Diejenigen mit guten Kontakten (zu Ärzten, Pflegebedürftigen oder zur Stadtverwaltung) sind bereits geimpft – natürlich zu sehen neben den tatsächlich Älteren und Vorerkrankten.

Außerdem ist nicht sicher, wann die Zulassung für diese Altersgruppe kommt und wie die STIKO-Empfehlung ausfallen wird. Die Ständige Impfkommission trat heute unterdessen ebenso auf die Bremse und überlegt, den Impfstoff zunächst nur für vorerkrankte Kinder zu empfehlen. Es ist ein politisches und gesellschaftliches Minenfeld, auf das sich Jens Spahn da eingelassen hat.

Schwerpunktimpfungen gehen weiter

Nach dem Vorbild Köln können nun die Impfungen in vielen Brennpunktvierteln mit hoher Inzidenz starten. Auch Köln impft weiter in Brennpunktstadtteilen. Doch die Kommunikation ist immer noch sehr schlecht. Teilweise wird tief unten in der FAQ versteckt, für wen die Schwerpunktimpfung überhaupt gedacht ist oder wo und wann der Truck zum Bürger kommt. Auch mit welchem Impfstoff geimpft wird, ist nicht immer klar.

Fazit: Die Kommunikation von Coca-Cola zum Truck war besser als die der Städte zu ihren Schwerpunktimpfungen.

Lockerungen im Blick

Die Bundesinzidenz liegt erstmals seit Oktober unter 50, wobei hier die Feiertage durchaus eine Rolle spielen. Spätestens nächste Woche, wenn der nächste Feiertag kommt, sollten wir denjenigen diese Woche wieder ausgebügelt haben. Die steigende Impfgeschwindigkeit scheinen die erwartete Wirkung zu erzielen, es stecken sich viel weniger Menschen an. Gleichzeitig öffnet die Außengastronomie vielerorts (teils auch innen), die Schulen öffnen in vollem Präsenzunterricht und die Menschen werden mehr und mehr unvernünftig. Fällt die Inzidenz stabil unter 100 (nach 7 Tagen), dann entfällt auch die Ausgangssperre. Die Bundesnotbremse setzt die Standards im Rahmen von Ausgangssperren, Einkaufen via Click & Meet und Distanzunterricht an Schulen. Doch dieses Gesetz endet schon am 30.06.2021. Was passiert dann?


Massive Kritik an Luca-App

Ja, ich war am Anfang Fan der Luca-App, die dem Gesundheitsamt beim Kontaktenachverfolgen hilft. Im Kern stimmt das auch immer noch. Das System ist – wenn man seine Anfälligkeit ausblendet – gut. Wir müssen wegkommen von handschriftlich ausgefüllten Listen in Restaurants und beim Friseur. Generell dürfen Daten nicht mehr doppelt erfasst werden, denn moderne Technologien müssen das einfach möglich machen und es ist möglich!

Aber es geht auch sicher! Die App Luca steht schon seit Längerem in der Kritik. Über Sicherheitslücken, die aufgrund der Schlüsselanhänger, die Personen ohne Smartphone nutzen sollten, geöffnet wurden, ließen sich Hinz und Kunz vom heimischen Wohnzimmer überall einchecken. Jedes System lässt sich austricksen und entsprechend trollen. Das muss man dann aber auch machen. Im Zweifel sind die Daten eben nicht zu gebrauchen. Und eigentlich müssen solche Sicherheitslücken auch schnell geschlossen werden, eigentlich!

Doch es gibt gute und schlechte Softwareentwickler. Leider scheint der App-Entwickler der Luca-App Nexenio nicht zu den guten zu gehören. So wurden lange Sicherheitslücken gemeldet und nicht ausgebessert. Dass man sich immer noch mit Sonderzeichen im Namen und in Adresse anmelden kann, ist bemerkenswert, denn darüber lässt sich beliebiger Schadcode ins App-System einschleusen. Doch es geht schlimmer, denn auch beim Gesundheitsamt können gefährliche Code-Zeilen eingeschleust und ausgeführt werden. Die Entwickler wissen von dieser Lücke und leugnen diese oder haben die Lücken viel zu spät geschlossen.

Kein Wunder, dass Gesundheitsämter die Zusammenarbeit aufgekündigt haben. Das Vertrauen ist komplett zerstört.

Für den Endnutzer ist die App nicht schlechter oder besser als alle anderen. Die Gefahr lauert im Gesundheitsamt. Insgesamt sollte man generell lieber Apps benutzen als Zettel ausfüllen, überall.


Und jetzt ein Bier im Biergarten!

Prost und kommt gut durch diese kurze Woche!

Euer pedaa