Liebe Leute,
auch ich habe während der olympischen Spiele in Sochi an der Marketing-Aktion der Bahn teilgenommen und ja, ich habe meine Bahncard-GOLD 25 1. Klasse exzessiv genutzt. Das Angebot klang für Studenten, die jeden Tag Zeit haben, sehr reizvoll:
Fahren Sie nach jeder Goldmedallie bei den olympischen Spielen umsonst im ICE und IC/EC, bundesweit.
Insgesamt 105.000 haben an dieser Marketingaktion teilgenommen. Ich kaufte zusammen mit einem Kommilitonen eine 1.Klasse-Bahncard und am Montag ging es auch schon los. Die erste Fahrt ging von Karlsruhe nach Düsseldorf, 1. Klasse natürlich – die erste Fahrt hatte uns der Rodler Felix Loch beschert. Dazwischen machten wir in der 1. Klasse-Lounge in Frankfurt am Main Halt und genossen einen kostenlosen Cappuccino , einen Obstsalat und ein Vollkornbrot mit Käse. Insgesamt eine Stunde verbrachten wir in Frankfurt in der Lounge – wie ließen es uns gut gehen. Gegen den Kaffee im Zug, den Markus sich an den Platz bringen ließ, konnte der Cappuccino locker anstinken, zumal die Bahnmitarbeiterin ein falsches 2€-Stück Wechselgeld gab, wodurch der Kaffee im Zug dann 4,90€ kostete. Warum es für Comfort-Kunden oder 1.Klasse-Kunden im Zug keine Vorteile gibt, keiner weiß es. Außer der Bedienung am Platz und einem Päckchen Gummibärchen oder sonstiger Leckereien ist kein zusätzlicher Service drin, abgesehen von Ledersitzen und der Beinfreiheit. Noch nichtmal Bahn.Bonus-Punkte sammelt man im Bord-Bistro, warum eigentlich nicht?
Die Welt berichtet, die Marekting-Aktion der Bahn würde den Konzern richtig Geld kosten. Hierzu nur: Naja. Wie die Welt schon richtig sagt, die Züge fahren sowieso und auf ein paar mehr Personen in 14 Tagen Goldrausch kommt es doch wirklich nicht an, oder? Gut, man hätte Geld verdienen können, aber arm rechnen hat die Bahn doch eigentlich nicht nötig, oder?
Weiter geht’s: Nach unserem Trip ins schöne Düsseldorf, in dem wir dreimal die Lounge im Bf. besuchten (so schön ist sie eigentlich nicht, aber der kostenlose Kaffee bringt’s) fuhren wir um 20:20 mit dem ICE wieder nach Hause. Was soll man sagen: Die kostenlosen Getränke sind echt was, was die Reise aufwertet. Warum es im Zug keine gibt, wenn auch im begrenzten Ausmaß für Vielfahrer, das weiß keiner.
Goldrausch:
Zugegeben: Wir hatten kurz darüber nachgedacht eine Zwei-Tages-Reise nach Berlin oder Hamburg zu unternehmen, haben uns aber dann dagegen entschieden. Ein Hotel und das Bangen um die nächste Goldmedallie war uns dann doch zu stressig. Am zweiten Tag ging unsere Reise ins schöne Nürnberg, wo wir Freunde von Markus besuchten. Insgesamt waren wir nur knapp 3h in Nürnberg, das reichte, um die Stadt anzuschauen und gemütlich zu essen. Auf dem Hinweg genehmigten wir uns ein Frühstück auf Bahn-Kosten und auf dem Rückweg ein Feierabendbier. So konnte es weitergehen
Am dritten Tag unternahm ich alleine eine Flughafentour in Frankfurt Main Airport. Ich machte mir ein Bild von einem der größten Flughäfen schlechthin, fuhr mit dem Skytrain am Rollfeld vorbei und bemerkte, dass die Besucherterrasse erst im April wieder aufmacht. Ich schoss ein paar schöne Fotos und zwei Stunden später saß ich dann schon wieder im Zug zurück nach Karlsruhe.
Am dritten Tag entschieden wir mittags spontan, eine Reise nach München zu unternehmen. In einem etwas heruntergekommenen IC begannen wir unsere Reise. Innerhalb von drei Stunden waren wir dann am Ziel. Bedienung am Platz: Fehlanzeige. Tageszeitungen gab es irgendwie auch keine. Der ganze Zug bestand aus Abteilwagen mit komfortablen Ledersitzen – ähnlich wie im ICE – in der ersten Klasse. Im Großraumwagen fanden sich durchgesessene rote “Kinositze”, dann doch lieber das Abteil für uns. Wir waren uns einig: Fahren im ICE ist deutlich komfortabler.
Kurz bevor dann unser ICE über Mannheim zurückfuhr setzten wir uns nochmal in die Lounge am Münchner Hbf., um eine Postkarte an unsere Liebsten zu verfassen. Doch ein junger Mann ließ uns die ganze Zeit nicht in Ruhe, er textete uns zu, schwärmte uns von ICE-Treff.de und Fernbusliniensuche.de vor und war gut angetrunken. Schließlich musste er dann zum Zug und wir hatten unsere Ruhe. Als ich von meinem Sitz aufstand fand ich eine große Brieftasche mit vielen Kreditkarten und Bahncards, die ich der Mitarbeiterin am Empfang abgab – da hatte sich wohl jemand zu sehr zurückgelehnt. Wohl nicht derjenige, der uns zuvor zugeschwallt hat? Wer weiß?
Am Gleis angekommen hatten wir noch 2 Minuten, um in den letzten Zug nach Hause einzusteigen. Und plötzlich verhallte eine Stimme, die wir schon kannten: “Hallo Jungs!”. Uns gelang es, ihn in einen anderen Wagen zu leiten als wir saßen. Zwei Stunden Ruhe, wie angenehm. In Mannheim liefen wir dann in ein ziemlich blödes Verspätungsloch. 45 Minuten Verspätung am Mannheimer Bahnhof, eine Station vor unserem Ziel, das war ärgerlich, aber letztlich die einzige Verspätung auf unseren Gold-Fahrten.
Am letzten Tag entschied ich mich nach Basel in den Süden zu reisen. Es war eine schöne Fahrt dahin, in knapp zwei Stunden war ich dann dort angekommen. Ich fotografierte die Stadt, schmiss 20 CHF unter die Leute (für Schokolade, Kaffee und Postkarten) und reiste wieder nach Hause. Mit Sudoku-Rätseln aus der WELT vertrieb ich mir die Zeit .
Insgesamt war es eine schöne Woche im Goldrausch, die die Bahn (umgerechnet auf den Normalpreis) sehr viel Geld kostete. Aber so etwas macht man ja auch nur, wenn es umsonst ist. Insgesamt 1300€ habe ich verfahren in 3200 Kilometer. Es hat sich gelohnt, wenn es auch mit viel Zugfahren verbunden war. Aber die Lounge-Aufenthalte, die mit unserer BC 1. Klasse inklusive waren machten das ganze wieder wett.
Schade, dass es bei den Paralympics keine Freifahren gibt, oder?