Kommentar: DSL-Drossel der Telekom

Liebe Leute,

die Telekom hat in den letzten Tagen wieder für einigen Unmut gesorgt, indem sie bekannt gab, in den neuen DSL-Tarifen ab Mai eine Drossel ähnlich wie bei UMTS-Datenverträgen aus dem Mobilfunk einzuführen. So wird man beispielsweise ab 75 GB auf Modemgeschwindigkeit gedrosselt und kann nicht mehr wie gewohnt mit DSL-Geschwindigkeit surfen.

Warum das Ganze? Die Telekom hat gemerkt, wie man Geld verdienen kann, der Mobilfunkmarkt hat es vorgemacht. Mit Surf-Upgrades mit schnellem Datenvolumen für kleines Geld, lässt sich je nach Bedarf des Nutzers ordentlich Geld verdienen. Sie hat außerdem bemerkt, dass das Datenvolumen über das Internet immer größer wird. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis unser heimischer Rechner alls samt Betriebssystem in die Cloud auslagert. Der Bedarf nach mehr Geschwindigkeit wird größer und größer. Und die Telekom investiert: So hat sie in den letzten Jahren in einigen Ballungsgebieten das Glasfasernetz ausgebaut und kann jetzt schon hohe Geschwindigkeiten zu verhältnismäßig kleinen Preisen anbieten. Doch wer zahlt den Ausbau und was passiert, wenn das teure Glasfasernetz nicht mehr ausreicht? Irgendjemand muss den Ausbau bezahlen! Mal davon abgesehen werden knapp 30 Prozent des Datenvolumens in Deutschland von ca. 3 Prozent der Nutzer in Anspruch genommen. Soll es genau diese Leute treffen, so ist das Speed-Limit sorgsam zu wählen, 75GB erscheinen da doch etwas knapp.

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Original bei Netbooknews.de

Der Spott in der Community war wie erwartet sehr groß. Es gab doch zahlreiche Plakate, die es sich lohnt hervorzuheben. Genauso gab es einige Petitionen, um  sich gegen die Telekom und ihre DSL-Drossel aus Angst zur Wehr zu setzen. Doch warum diese Angst der Community: Erstens steht noch gar nicht fest in welchem Ausmaß die Drossel kommt (ab welchem Datenvolumen und wen es trifft ist vollkommen ungewiss). Außerdem steht die technische Umsetzung im DSL-Netz auch noch aus. Mal davon abgesehen: In den Städten gibt es noch andere Anbieter: Fast höhnisch postete 1und1 aus aktuellem Anlass auf Facebook, dass es diese DSL-Drossel bei 1und1 seit 2010 schon gäbe, das ist auch richtig: So bietet 1und1 einen speziellen  Billigtarif an, der DSL in voller Geschwindigkeit bis 100GB garantiert. Woher will man wissen, dass man bei der Telekom ab Mai keine echten Flatrates mehr buchen kann? Wartet doch mal ab!

Die Reaktionen von den Konkurrenten waren ebenso von Entrüstung gegenüber der Telekom geprägt. So distanzierte sich Vodafone öffentlich von einer DSL-Drossel, auch die Kabelanbieter zogen Vodafone nach. Es ist meiner Meinung nach nicht gesagt, dass sich die DSL-Drossel durchsetzt. Es ist doch eher unwahrscheinlich, dass sie kurzfristig kommt. Ob die Telekom Tarife anbietet oder nicht, egal, es gibt doch meistens Alternativen. Auf dem Land, wo man von der Telekom abhängig ist, braucht man eh keine Sorgen haben, so schnell, als dass man so viele Daten aus dem Netz saugen könnte, dass die Drossel greifen würde, war das DSL auf dem Land nie. Also wozu den Aufstand machen?

Die Reaktion der Telekom auf die Kritik war auch immer wieder nett zu lesen. Nach ersten Erklärungsversuchen, kam heraus, dass gewisse Dienste von der Telekom natürlich nicht zum Drossel-Volumen (ich nenne es jetzt einfach mal so) gehören: So kann man Entertain, das man ja extra gebucht und bezahlt hat, ganz normal verwenden – huh haben wir nochmal Glück gehabt, dass wir für unser Geld was kriegen, Schwein gehabt!

Ebenso fiel uns ein Stein vom Herzen, als die Telekom verlauten ließ, dass die Drossel natürlich für Geschäftskunden nicht gelte. Dann melden wir halt ein Gewerbe an, uns doch egal! 😀

Der Telekom wird schon auffallen, welche Ausnahmen sie noch von der Drossel treffen muss und wird dann nochmal nachrechnen, ob sich eine Drossel so arg lohnt wie gedacht. Und die meisten Nutzer, die jetzt den Aufstand machen, werden sehen: Ach, die Drossel betrifft mich ja gar nicht!

Viel Lärm also um fast nichts, und falls doch, wir können die Entwicklungen eh nicht aufhalten, sondern uns nur nach Alternativen umsehen und diese wird es auch in den nächsten 10 Jahren ohne Drossel geben!